6. KMS Advanced-Instruktoren Lehrgang Modul 3 und 4 in Liestal
Im Spätsommer und anfangs Herbst ging es mit der Ausbildung für fortgeschrittene Instruktoren/innen oder Leiter/innen und den beiden Spezialthemen „Junior Protect für Kids und Teens“ (Modul 3) sowie „Women Protect für Mädchen und Frauen“ (Modul 4) in zwei weitere interessante Ausbildungsweekends für angehende Krav Maga Advanced-Instruktoren/innen.
Gestartet wurde mit der Zielgruppe „Krav-Junior“, also dem Unterrichten von Kindern und Jugendlichen in den Altersgruppen von 10-13 Jahre (Kids) und 14-17 Jahre (Teens). Beim Einstieg ging es dabei als erstes um die Unterscheidung zwischen dem Unterrichten von Erwachsenen und dem Lehr-/Lernprozess bei Kinder und Jugendlichen, also dem Andragogischen und Pädagogischen Konzept. Ein weiterer wichtiger Aspekt in diesem Zusammenhang, der den biologischen Entwicklungsstand bei Kids- und Teenstraining berücksichtigt und die Belastungsintensität dementsprechend, je nach Alter - individuell angepasst werden muss.
In Zusammenhang auf die Themen der Selbstbehauptung, Selbstverteidigung und Selbstsicherheit bezogen, sind sämtliche koordinativen Kompetenzen bei Kids und Teens von Wichtigkeit. Vor allem das Orientieren, also sich mit Distanz (räumlich und zeitlich) vertraut zu machen und auf eine Gefahr entsprechend rasch zu reagieren (Reaktionsfähigkeit) sind Hauptthemen im Eigenschutz. Aber auch das Differenzieren von innerer Wahrnehmung der Gefühle (Angst) und äusserer Wahrnehmung der Gefahr (verbale Aggression) sowie in Verbindung mit dem Spüren des eigenen Atem-Rhythmus (Emotionskontrolle) sind Kernthemen in der Selbstverteidigung. Zentral ist das Gleichgewicht, dass über sämtliche Altersgruppen eine Rolle spielt und in allen Lektionen (Kids und Teens) enthalten sein sollte. Dies, da die meisten körperlichen Auseinandersetzungen am Boden enden, weil jemand von alleine hinfällt oder zu Fall gebracht wird. Aber auch im Bereich der Emotionalen Substanz, stand vor allem das Entwickeln von Selbstvertrauen im Zentrum der Übungen, was wiederum für die Selbstsicherheit, das Selbstbewusstsein und die Eigenverantwortung förderlich ist.
Samstagvormittag (16.09.) stand wie bereits im ersten Modul die Umsetzung der Theorie in die Praxis auf dem Programm. Unter der Leitung von Chefinstruktor, Giuseppe Puglisi und Yutaka Koike (KMS Ausbildungsteam) wurden Gruppen à je drei Personen zusammengestellt, welche individuell eine Kids- oder Teens-Lektion von 15 Minuten vorbereiteten und präsentierten.
Im Anschluss an diese vorgetragenen Lektionen, ging es weiter mit dem Thema - Kids und Teens stark machen! Yutaka Koike zeigte diverse spielerische Koordinations-, Konditions- und Konzentrationsübungen für die Gesamtentwicklung der Kinder und Jugendlichen, je nach Alter.
Am Nachmittag dieses dritten Ausbildungsmoduls standen dann die verschiedenen Variationen im Bereich der Koordination mit und ohne Material auf dem Programm. Vor allem die Fähigkeiten des Orientierens, Reagierens und dem Gleichgewicht mit taktischen Elementen verknüpft, zeigten, wie vielseitig man Trainings bei den Kids, aber auch den Teens für die Wahrnehmung von Gefahren einerseits und damit dem präventiven Gedanken des Eigenschutzes andererseits gestalten kann.
Im technischen Bereich, also bei Krav-Block- oder Krav-Boxing-Techniken, ging es darum aufzuzeigen, wie mit technischen Inhalten die Konzentration (Fokussierung) geschärft, aber auch der Spassfaktor der beiden Altersgruppen dadurch nicht zu kurz kommt. Beide Aspekte sind für die Entwicklung von Kids und Teens enorm wichtig und bilden dabei die Basisgrundlagen für realistischen Selbstschutz, Selbstsicherheit und das nötige Selbstvertrauen.
Im Oktober, rund 5 Wochen später, am 20./21. Oktober 2023 ging es mit einem praktisch ähnlichen Thema, der Zielgruppe der Mädchen und Frauen - „Women Protect“ ins vierte Modul.
Nach einem Theorieteil als Einstieg, warum separate Selbstverteidigungskurse für die Frauen oder was sind die Unterschiede zum normalen Krav Maga Kurs oder die Gründe für eine Teilnahme an einem solchen Kurs, ging es anschliessend in die Praxis.
Distanztraining und Übungen in Verbindung mit der Stimme bildeten den Einstieg. Prävention - Selbstbehauptung und Selbstverteidigung nach dem Ampelsystem standen im Vordergrund und waren Hauptteil dieser dreistufigen Grundlage für den Eigenschutz. Mit Hilfe des Distanzmodells und seinen Distanzzonen, wurde den Instruktoren/innen die Trainingsmöglichkeiten aufgezeigt, die je nach Gestaltung der Lektionen, ein Bewusstsein für die Gefahren und deren Bedeutung für das notwendige Handeln der Eigenschutz-Interessierten, ermöglicht.
Unter dem Aspekt, was sind die technisch und taktischen Inhalte eines Women Protect Kurses und warum oder wie unterrichte ich in einem Kurs für Frauen, starteten die Instruktorinnen und Instruktoren in den Samstagvormittag (21.10.) mit dem Vorbereiten und Vortragen einer Kurzlektion für Frauen. Mit weiteren Übungsvarianten im Bereich der Meid- und Ausweichbewegungen (Distanz) sowie Distanz- und Stimmübungen wurde der Rest des Vormittags gestaltet.
Der Einsatz mit dem Übungskopf für den Abbau von Hemmungen bei den Schlagtechniken, aber auch für die verschiedenen Griffe z.B. an den Ohren oder dem Daumenstich in Augen, machten deutlich, wie hilfreich ein solches Trainingsgerät bei der Überwindung zur Gegenwehr in einem Frauenkurs sein kann. Vor allem bei Befreiungstechniken in der Nahdistanz, kann damit die Selbstsicherheit und dafür nötige Präzision geübt und ohne sich dabei gegenseitig zu verletzten, umgesetzt werden.
Schlag- und Tritttechniken mit Schlagkissen und Pratzen auf andere Art und Weise oder kombiniert mit dem Übungskopf waren ein weiteres Thema für Trainings bei Frauenkursen.
Vorbeugende Massnahmen bei möglichen Übergriffen aus verschiedenen Ausgangslagen am Boden und die Verteidigung gegen solche Übergriffe in dieser Lage, waren die Schlussthemen dieses vielseitigen Ausbildungsweekends.
Security und Law Enforcement sind die Spezialthemen in den nächsten beiden Modulen (5&6) im Winter 2023/24 (Dez/Jan), wo vor allem das Eigenschutzmanagement, Verhaltens- und Deeskalationstraining und die berufsbezogene Selbstverteidigung im Fokus stehen.
Giuseppe Puglisi
Chefinstruktor KMS Schweiz